Den Sitzsack kennen wir inzwischen als prominenten Kosmopoliten, und wenn man nach dem Namen geht, so ist er gleichermaßen in verschiedenen Ländern zuhause: Denn er wurde in Italien erfunden, seine bekannteste Bezeichnung aber ist englisch.
Wer den letzten Artikel aufmerksam gelesen hat, weiß bereits, dass der erste industriell gefertigte Sitzsack italienische Eltern hat, genauer drei Väter: Pieor Gatti, Franco Teodore und Cesare Paolini. Entsprechend ihrem Modellnamen kennt man den Sitzsack in Italien schlicht als Sacco. Genauer würde man wohl „sacco per sedersi“ zu ihm sagen, also Sack zum Sitzen. Der erste Sacco ist inzwischen ein Design-Klassiker. Aber auch Amerika ist ein Sitzsack-Mekka, hier kennt man das ungewähnliche Sitzmöbel als Bean Bag. Dieser Begriff wiederum kommt eigentlich von den kleinen Verwandten des Sitzsackes, nämlich den Bean Bags, in die Bohnen (und auch Getreide) zum trockenen Aufbewahren eingenäht wurden. Ebenfalls als Bean Bag oder Footbag sind hingegen die kleinen stoffenen, ledernen und gehäkelten Jonglierbälle bekannt, mit denen man auf dem Fuß balanciert. Man sieht also: Erstens ist es gar nicht so einfach, immer vom Namen direkt auf die eindeutige (und einzige) Funktion zu schließen, und zweitens erzählt der Name einer Sache auch immer etwas über ihre Geschichte. Beim Fatboy handelt es sich übrigens auch um einen Markennamen (und keine Typbezeichnung). Das Beste an diesem Sitzsack ist übrigens, da sind sich meine weiblichen Kolleginnen einig, dass er nicht Fat Girl heißt.
Südliche Sitzsäcke
Natürlich kennt man Sitzsäcke auch in Südeuropa, und so treffen wir, wenn wir beispielsweise die Costa Brava bis zur Costa Blanca hinunterfahren, den „Puff“ unter unserem Po. Näher konkretisiert handelt es sich (mit einem f weniger) manchmal auch um den „Puf tipo pera“: Also den Pouf vom Typ bzw der Form einer Birne. Hier fällt wieder die Verwandschaft zum italienischen Ursitzsack, dem Sacco, in Birnenform in’s Auge. Auch wenn sich Italiener und Spanier in manch anderem uneins sind: Der Birnenform bleibt man wohl zumindest verbal in den Ländern der Trauben treu. Das französische „Pouf“ im Namen führt uns dann sogleich weiter nördlich nach Frankreich. Die Franzosen haben ja quasi den runden Pouf, das Sitzkissen erfunden. Jedenfalls kennt man ihren Namen für das Möbelstück überall. Während unsere Großväter auf einem harten ledernen Pouf nur ihre Füße abzulegen pflegten, sitzt es sich auf dem modernen „Pouf poire“ wunderbar weich: Denn auch bei ihm handelt es sich bei Übersetzung um das Sitzkissen in Birnenform – Poire bedeutet Birne. Eine andere Bezeichnung ist der „Fauteuil poire“. Das Fauteuil im Namen verweist uns auf einen nicht unwesentliche Eigenschaft des Sitzsackes, denn der Fauteuil ist der Lehnsessel.
Und im Norden?
Lustig wird es noch weiter oben im Norden. Hier ruft man den Sitzsack in Dänemark „sækkestol“ und in Holland, jawohl, „Zitzak“. Das kann man nun astrein nur mit Sitzsack übersetzen, und es ist keinerlei Obst oder gar Bohnen im Spiel, wie wir es bei den Südländern kennen. Was können wir zusammenfassend sagen? Egal wie der Sitzsack oder Knautschsack genannt wird, auf allen lässt es sich, egal ob bei Sonnenschein oder Schnee, in allen Ländern hervorragend sitzeln, räkeln und natürlich auch essen. Saftiges Obst empfehlen wir jedoch nur auf abwaschbaren Exemplaren unseres Lieblingsmöbels, wo auch dem Verzehr eines Bohneneintopf nicht’s im Wege steht. Und wer danach noch ein bisschen Hacky Sack mit seinem Namenvetter, dem kleinen Bean Bag spielt, bekämpft zudem effektiv ein paar Faulheits-Pfunde. Viel Spaß, have fun, amuse-toi, buon divertimento, pásalo bien, veel grapje, megen spøg!
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